Wortlos

Das worüber ich heute schreiben möchte hat hier nichts verloren, also sollte ich den Beitrag wirklich nicht veröffentlichen. Aber ich muss gerade irgendwohin mit mir und meinen Gedanken. Ich brauche diese Zeilen jetzt für mich in diesem  Blog. Es gibt Dinge in unserem Leben da fehlen alle Worte; es gibt nichts was man wirklich sagen kann… und doch kann man vor allem eins: nicht alleine damit bleiben.

Ich brauche gerade 3 Anläufe um zu formulieren worum es geht,…

Seit über einem Jahr geht meine Freundin durch die Hölle. Das schlimmste was passieren kann. Ihr Liebstes auf der Welt dabei begleiten wie es durch die tiefsten Täler geht, im Kampf gegen die Krankheit, die alles nehmen kann.

Erst war alles überwunden, fast zurück im normalen Leben, wir haben gemeinsam gefeiert und uns gefreut! Umarmt und geschworen, dass das Leben jetzt nur noch gut sein wird! …und das Leben schlägt wieder erbarmungslos zu! Rückfall! Dieses Mal noch viel schlimmer als es jemals war.

Nun kämpft sie sich wieder durchs Leben, irgendwie. Zwischen Krankenhaus und zu Hause, versucht noch irgendwie dem gerecht zu werden was man als Mutter geben kann. Von Nachricht zu Nachricht, von Phase zu Phase. Hier ein Funken Hoffnung, da ein neues Problem. Die Überforderung, das schlechte Gewissen, irgendwie den Tag überstehen, und vor allem diese Angst. Diese unerträgliche Angst, die vor allem in der Nacht so laut schreit.

Sie möchte oft Ablenkung, sich darüber austauschen was bei mir so los ist um etwas runter zu kommen. Manchmal  schreibt sie einfach und weiß vielleicht auch selbst nicht was sie gerade braucht. Ich weiß nicht wie sie das alles schafft, woher sie die Kraft nimmt.

Eins ist mir wichtig euch zu schreiben: ich mag es nicht wenn Menschen aus Dramen anderer Menschen ihre eigenen machen; dafür was Freunden passiert ist bedauert werden möchten. Es ist ihr Schicksal, nicht meins. Ich kann nur für sie hoffen, mitfühlen, und versuchen für sie da zu sein wo ich nur kann…. Und bin dankbar dafür, dass ich gerade nicht durch eine solche Hölle gehen muss.

Aber in so Momenten wie jetzt merke ich,… – ja schon, dass ich das Bedürfnis habe aufgefangen zu werden. Ich liebe die ganze Familie, ich war ihre Trauzeugin und kenne ihre Kinder vom ersten Schwangerschaftstest an. Es ist manchmal einfach unerträglich… Wie immer nach unseren Gesprächen fühle ich mich auch jetzt so… leer… müde… ausgelaugt.

Meine Gedanken kreisen darum ob das richtig war was ich gesagt, geschrieben oder getan habe. Kann ich mehr tun, tu ich zu viel, tu ich das richtige? Nur nicht den Kontakt abreißen lassen, das ist die einzige Regel über die ich mir 100% sicher bin. Das weiß ich, dass ihr das gut tut.

Ich hoffe so sehr, dass ich die richtigen Worte finde, irgendwas das ihr gut tut und Kraft gibt! Und wenn nicht, dann dass es nicht alles noch schlimmer macht, sondern ihr zumindest einen Moment das Gefühl gibt nicht alleine damit zu sein.

Ich würde gerne alles richtig machen! Ich fürchte nur das reicht alles nicht. Denn helfen kann ihr nur ein gutes Ende. Und das liegt nicht in meiner / unserer Hand.

Ich hoffe nur, dass sie weiß wie sehr ich an sie denke.

Ach man, lasst uns einfach froh darüber sein, wenn ein Scheißtag nur Müdigkeit, genervte Männer, anstrengende Chefs, und ich-weiß-nicht-was-ich-anziehen/kochen/machen-soll für uns parat hält! Das Leben kann so verdammt erbarmungslos sein.

Eure Lina


P.s.: Es geht um ein 11-jähriges Mädchen mit Leukämie. Hier kann nur noch eins helfen: Eine Stammzellenspende. Für alle die noch nicht in der Datenbank sind, man kann sich bei der DKMS ganz problemlos online registrieren: http://www.dkms.de/de/spender-werden – alle Unterlagen werden nach Hause geschickt, wo man selbst ganz einfach eine Speichelprobe machen und dann alles wieder zurück schicken kann! So könnt ihr ein Leben retten!

8 Gedanken zu “Wortlos

  1. Ich klicke „Gefällt mir“, weil es ganu die Gedanken sind, die einen umtreiben, wenn man für jemanden da sein will, nicht weiss wie, Angst hat, etwas aus Unkenntnis falsch zu machen. Hilflosigkeit, Müdigkeit, alles Worte, die dem eigenen Zustand nicht gerecht werden. Du kennst Deine Freundin schon so lange und so gut, dass nichts, was du sagst, und nichts, was du nicht sagst, bei ihr falsch ankommt. Ich denke, sie spürt, dass du da bist, dass du Anteil hast . Klingt altmodisch, das Wort, ist aber genau das, was es aussagt: nicht Teilnahme, sondern Anteil haben, mittragen, mitfühlen, mitdenken, mitzweifeln…
    In einer Zeit, in der man über alles reden kann, in der nichts verborgen bleibt, finden wir auch heute keine Worte für viele Dinge. Aber es gibt Menschen, die Wege mitgehen – und diese Menschen sind wichtig. Und deshalb bist du für deine Freundin wichtig. Du musst nicht stark sein, nicht allwissend, nicht immer eine Lösung parat haben. Du bist genug, wenn du für sie „Du“ bist

    Jörg

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  2. Fettnapftante schreibt:

    Ich schicke dir ganz viel Mut und Kraft. Gib nicht auf, ich denke deine Freundin braucht dich und du scheinst ihr gut zu tun. Denk nicht darüber nach was du nicht tust, sei einfach da ich glaube das hilft am Besten. Ich darf leider nicht spenden hoffe aber das ein Spender gefunden wird. Ich drücke dich aus der Ferne meine Liebe.

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  3. Ich glaube, dass Wichtigste in solchen Situationen ist, dass du einfach nur da bist und sie spürt, dass du an sie denkst. Worte und Taten können in solchen Momenten nicht ausreichen!!! Biete ihr einfach immer deine Schulter an. Dies ist ein sehr trauriges Thema und es lässt keine Mutter kalt, so etwas zu hören.

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